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Jazz Parasites - "Very Early"
mit Kalle Kalima / Ed Schuller / Ernst Bier
Jazzwerkstatt JW 062
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Der finnische Gitarrist Kalle Kalima, der amerikanische Bassist Ed Schuller und der deutsche Schlagzeuger Ernst Bier, zusammen ist das internationale Trio unter dem ebenso interessanten wie spontanen Namen „Jazz Parasites“ bekannt. ... [mehr]
Cover: wppt:kommunikation, Klaus Untied
Kalle Kalima - Guitar
Ed Schuller - Bass
Ernst Bier - Drums
1. |
Very Early |
Bill Evans |
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6:00 |
2. |
Johannes |
Kalle Kalima |
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6:13 |
3. |
Falling Grace |
Steve Swallow |
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6:15 |
4. |
Checker |
Kalle Kalima |
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3:27 |
5. |
Wise One |
John Coltrane |
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11:02 |
6. |
Paracites |
Kalle Kalima |
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5:54 |
7. |
Allen & Stanton |
Kalle Kalima |
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5:36 |
8. |
Watermelon Man |
Herbie Hancock |
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6:06 |
Recorded by Rainer Robben at www.audiocue.de on June 7th 2004
Mixed and mastered by Rainer Robben at www.audiocue.de
Photos: © Dietmar Liste.
Cover: wppt:kommunikation, Klaus Untied
Diese CD anhören und bestellen
Linernotes
Der finnische Gitarrist Kalle Kalima, der amerikanische Bassist Ed Schuller und der deutsche Schlagzeuger Ernst Bier: Zusammen ist das internationale Trio unter dem ebenso interessanten wie spontanen Namen „Jazz Parasites“ bekannt.
Mit Raoul Bjorkenheim hatte Kalle Kalima (Neuer Deutscher Jazzpreis 2008) einen der angesehensten Gitarristen Finnlands zum Lehrer. Außerdem arbeitete er mit Legenden der finnischen Szene wie dem Saxophonisten Juhani Aaltonen, dem Pianisten Heikki Sarmanto und dem Bassisten Teppo Hauta-Aho zusammen. Auch jenseits des heimatlichen Horizonts kann Kalima beeindruckende Kooperationen vorweisen, etwa mit dem polnischen Trompeter Tomasz Stanko oder der Sängerin Linda Sharrock, der Witwe des Gitarristen Sonny Sharrock, der eines von mehreren prägenden Vorbildern ist. Kalima spielt schon seit der Gründung des Trios Ende 2003 bei den „Jazz Parasites“, die sogar nach seinem Stück „Parasites“ benannt wurden. Davor hatte der Finne bereits mehrfach bei dem Quartett gespielt, das Bier gemeinsam mit Saxophonist Mack Goldsbury leitete, unter dem Ed Schuller 1978 wohl nicht ganz zufällig seine ersten Erfahrungen als Session-Musiker bei den Aufnahmen für die bei Muse erschienene Platte „Anthropo-logic“ sammelte. Fast 20 Jahre später arbeitete Schuller mit dem Bier/Goldsbury-Quartett an den Aufnahmen für „At Night When You Go To Sleep“ (Timescraper), und nochmals 10 Jahre später liegt nun „Very Early“ auf dem Ladentisch bzw. vielleicht schon im CD-Player.
Schullers Engagements der letzten Jahrzehnte können sich sehen lassen; insbesondere seit den frühen 1980ern trat er häufig als Sideman mit so herausragenden Musikern wie dem Saxophonisten Tim Berne, dem Schlagzeuger Paul Motian, dem Pianisten Mal Waldron und dem Multi-Instrumentalisten Joe Lovano auf. Die Zusammenarbeit mit Bier reicht bis in das Jahr 1984 zurück, als beide dem Quartett des Klarinettisten Perry Robinson angehörten.
Der außerordentlich anpassungsfähige Ernst Bier lernte in den frühen 1980ern bei den drei Hoheiten unter den Jazzschlagzeugern Charli Persip, Vernell Fournier und Elvin Jones. Über mehrere Jahre spielte er regelmäßig mit dem Gitarristen Attila Zoller und dem Trompeter Ted Curson, bevor er sich mit Robinson und dem Bassisten Schuller zusammentat. Nach einem halben Dutzend Jahren in New York kehrte er 1987 nach Deutschland zurück. Bier trat mehrere Jahre lang immer mal wieder mit dem Geiger Billy Bang auf und hat Künstlern wie Herb Ellis, Bucky Pizzarelli und Howard Alden ebenso virtuose Begleitung geboten wie den stärker vorwärtsorientierten Kollegen Alexander von Schlippenbach, Conrad Bauer, Rudi Mahall oder Ernst-Ludwig Petrowsky. Sein künstlerischer Umgang bzw. der Umgang der Künstlerkollegen mit ihm offenbart immer wieder seine hochgradige Vielseitigkeit und Flexibilität als überaus wertvolle Eigenschaften, die in jeder Lage und in jeder musikalischen Umgebung zum Tragen kommen. Die „Jazz Parasites“ sind da keine Ausnahme.
Da die Hälfte der Stücke auf „Very Early“ vom Gitarristen stammt, könnte man Kalima für den heimlichen Leader der Formation halten. Das namengebende Stück „Parasites“ will als Beschreibung der besonderen Stärke des Ensembles jedoch nicht so recht passen, denn schließlich haben wir es hier mit einem gleichgesinnten Dreierkollektiv mit völlig gleichberechtigten Instrumenten zu tun. Wenn dabei überhaupt irgendetwas als parasitär bezeichnet werden kann, dann höchstens die dabei entstehende Musik, denn die ist als Ganzes genommen sehr viel mehr als die Summe der Einzelbeiträge der Mitglieder dieses Triumvirats. Auf der CD finden sich neben Kalimas vier Originalkompositionen drei bekannte Jazzstandards sowie umgekehrt eine ganz und gar nicht standardmäßige Interpretation von Herbie Hancocks „Watermelon Man“. Natürlich gibt es respektvolle, gut abgerundete Darbietungen von Standards wie Bill Evans’ „Very Early“, bei denen Schullers Bass genauso im Vordergrund steht wie Kalimas Gitarre, die Zweier- und Dreierinteraktionen ebenso häufig und bemerkenswert sind wie die Soli. Und bei Originalkompositionen wie „Johannes“ und „Parasites“ entwickeln sich ein unglaublich drängendes Tempo und eine elektrisierende Nervosität aus dem gleichmäßigen Geben und Nehmen von Biers unaufhaltsam wirbelnden Rhythmen und Splash-Akzenten, Kalimas immer weiter himmelwärts strebenden Vertikalen und Schullers allgegenwärtigen tiefen Bassschlägen. Dieses gebefreudige Trio macht eine ganze Menge aus Zutaten, die es nicht nur aus dem Schrank der Jazzgeschichte nimmt. Parasiten? Wohl kaum.
Man kann nur annehmen, dass der Name sich auf ein Phänomen bezieht, das die heutige Jazzwelt in fast schon epidemischer Form befallen hat: Das Widerkäuen vergangener Jazzzeiten ist schon fast zur unausweichlichen Regel geworden. Dieses Kollektiv erweist sich jedoch als glückliche und seltene Ausnahme, und möglicherweise sind es die jeweiligen Prägungen der Musiker und ihre Erfahrungen miteinander und mit anderen, die sie vor der Falle des musikalischen Parasitentums im gängigen Sinne bewahren.
Zu Spitzenleistungen läuft die Gruppe bei der über elf Minuten langen Version von Coltranes „Wise One“ auf, die genau in der Mitte der CD einen idealen Platz findet. Schullers gestrichene Passagen sind von einer soliden Resonanz, die Bier mit seinen Toms noch steigert, und Kalimas Einstieg ist ebenso intensiv wie sensibel. Schullers aussagekräftige Wechsel von pizzicato zu arco am Anfang und Ende des Stückes stellen nur zwei der Schwungelemente dar, von denen das mehrsätzige Stück durchdrungen ist. Es klingt ebenso schön aus, wie es anhub; eine rundere Vorstellung kann man sich als Hörer oder Musiker kaum wünschen.
Das joviale Schlussstück der CD, Herbie Hancocks „Watermelon Man“, offenbart den immer vorhandenen Humor der Gruppe, der aber bei den anderen Stücken eher unterschwellig bleibt, obwohl die Session für diese Musiker von Anfang bis Ende ein voller Genuss gewesen sein muss. Ed Schullers selbstgedichteter Rap ist einfach unbezahlbar: „Watermelon man, we got it in the can – cuz he's the heavy man who got the big plan. As head of his clan, he's got the main jam. Everyone's a fan of the watermelon man … Who let the Watermelon Man out?!“ Dazu bekommt man ein Beispiel von Schullers Begleitsummen bzw. -singen zu seinem Spiel auf dem Bass zu hören, eine Technik, die auf die legendären, inzwischen verstorbenen Bassisten Slam Stewart und Major Holley zurückgeht. Ich wette, dass die Musiker sich schlapp gelacht haben, nachdem das Stück gespielt war und die Mikrophone heruntergedreht und abgeschaltet waren. Biers Beschreibung dieser Nummer trifft den Nagel auf den Kopf: „Ed’s crazy rapsong!“
Das sind also die „Jazz Parasites“. Oder doch nicht? Wer geistig und musikalisch derartig frei ist wie diese drei kreativen Musiker, braucht nichts als einfühlsame und eindringliche Kommunikation.
(Vielleicht sind ja wir als Gemeinschaft der Jazzhörer die wahren Parasiten!?
Die CD kann man sich auf jeden Fall mehrmals anhören!)
Viel Spaß dabei …
Laurence Donohue-Greene
Chefredakteur, AllAboutJazz, New York
www.newyork.allaboutjazz.com
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Reaktionen & Presse
Gestern war Freude von Anfang an da. Ich höre die Platte auf Kopfhörer jetzt zum dritten mal. Kalima ist sehr präsent, melodisch bis heftig - sehr schöne Übergänge von "ich liebe Dich-ich hasse Dich". Schullers Bass und seine Stimme machen mich locker und lässig. Und Serveza, souverän macht er den Jungs Beine. Ich hätte nie gedacht, das ein Gitarrentrio mich so antörnen kann.
Dietmar Liste
ALLABOUTJAZZ-NEW YORK
Parasites is an international trio that has been in existence for over five years. Drummer Ernst Bier and bassist Ed Schuller’s long-fostered musical partnership is evident throughout, resulting in an airtight but loosely swinging rhythmic feel, no matter what the context. Similarly, guitarist Kalle Kalima demonstrates his diverse influences while never falling victim to them. He’ll introduce a certain flexibility of vibrato or a delicate turn of phrase or change of dynamic that is beholden to none. Kalima’s subtle approach can be heard clearly on Coltrane’s “Wise One”, which might be the album’s finest offering. Check out the transition from metric freedom to the duple section to hear his subtle shadings, the long sustains, slight distortion, tasteful vibrato and hairpin bends that imbue each phrase. Coming out of a section containing glacial swells, crystal-clear harmonics and pure tones - stylistic traits associated with his teacher, Raoul Björkenheim - the timbral change is particularly effective. In this trio, no member is subservient, another group attribute demonstrated by this crucial musical episode. Schuller, who’d been demonstrating his formidable arco skills, begins to vamp, changing each repetition to suit Bier’s accented and multihued percussives. This entire review could be devoted to discussing this interpretation, so numerous are its changes in mood and color, but there’s a lot more on offer. Highlights include the blues-inflected rock-solid groove of Kalima’s “Parasites”, where he demonstrates his subtle comping and fluid soloing. A cooler aesthetic opens “Very Early”, as might be expected, but the results are never stagnant, largely due to Bier’s intricate brushwork, Schuller’s sensitive pizzicato and a particularly tasty solo. The trio breathes simultaneously as dynamics swell and fade, the varied and tasteful interaction keeping interest high. The closer, a skewed updating of “Watermelon Man”, finds Schuller offering another fine solo but flexing his rather small rap muscles. His faux-macho, heavily accented delivery and clichéd lyrics are what might happen if the butcher from the PBS show WordGirl decided that a foray into hiphop was in order. “Who let the watermelon man out” indeed! It’s cute though, which is all it was meant to be, and after a fantastic disc, such indulgences afford a chuckle.
by Marc Medwin 18 January 2010
www.nordische-musik.de
Dankenswerterweise wurde von JazzWerkstatt eine
Aufnahme von 2004 wieder veröffentlicht, die den finnischen Gitarristen
Kalle Kalima mit zwei etwas älteren und sehr renommierten Musikern
präsentiert: der deutsche Drummer Ernst Bier, der auch treibende Kraft
hinter diesem Trio ist, und der amerikanische Bassist Ed Schuller.
Das Programm besteht zur Hälfte aus guten Kompositionen von Kalima und
ebensolchen Standards: Das Titelstück stammt von Bill Evans, dazu kommen
Steve Swallows »Falling Grace« und »Wise One« von John Coltrane.
Klanglich ist das Trio auf der Höhe der Zeit; Kalima spielt sehr bissig,
mal schneidend, mal lyrisch – sehr interessant, ihn Standards spielen
und begleiten zu hören. Ernst Bier ist ein Drummer, wie man ihn sich nur
wünschen kann – aufmerksam, reaktionsschnell und einfallsreich. Ed
Schuller spielt wunderbare Soli, die er teilweise mitsingt, und er hat
einen grandiosen Sound. Zum Schluss gibt's eine Rap-Version von
»Watermelon Man« – schade, dass dieses Trio so selten zusammenkommt.
by Tim Jonathan Kleinecke
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