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Christoph Adams Trio - "Pastime Paradise"
BEV-JazzTown JAZZ TOWN / BEV MUSIC 2303009-2
Phonector No. 100085

 
 

Gewonnene Momente

Beinahe ertrunken wäre ich beim abermaligen Durchhören dieser Musik: eingetaucht und untergetaucht im mitreißenden Strom des Hörbaren. Schnell hatte ich vergessen, mich aufs Atemholen zu besinnen, die Augen zu öffnen und dem Alltag ins Antlitz zu blicken - so innig fand ich mich der Musik überlassen. [mehr]

Christoph Adams Trio - "Pastime Paradise"

 

Christoph Adams   -  piano

Ed Schuller  -  bass

Ernst Bier  -  drums

 

1. Memories of Lost Tomorrows Ch. Adams 10:30
2. Pastime Paradise S. Wonder 7:54
3. Aperion Ed Schuller 8:40
4. (Sadness) Mother of Beauty Ch. Adams 6:00
5. Angel's Theme Ch. Adams 6:19
6. Call "O" Ch. Adams 7:17
7. Meant to Be Ed Schuller 6:24

 

Recorded and mixed: ON AIR Studio Berlin, 8./ 9. 10. 1997
Engineer: Ahmed Chouraqui
Digital Mastering: Calyx / Berlin - Bo Kondren

 

 

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Presse:

Jazz thing (02/01)
"Die Zeit ist ein flexibles Medium und nicht etwa eine Konstante, wie wir alle glauben", wird der Pianist Christoph Adams in den Liner Notes seiner neuen Trio-CD "Pastime Paradise" zitiert. Und ein so rhythmisch und metrisch flexibel agierendes Piano-Jazz-Trio hat man in der Tat selten gehört, denn Adams lässt gemeinsam mit Ed Schuller am Kontrabass und Ernst Bier an den Drums die häufig zur Bürde werdende Geschichte dieser Jazz-Gattung hinter sich. Im Spiel mit seinen Mitmusikern variiert und fragmentiert er die Konstanten Zeit und (Klang-) Raum zu einem impressionistischen Bilderbogen, wofür vor allem der Stevie-Wonder-Klassiker "Pastime Paradise" als herausragendes Beispiel zu nennen ist.

                                                 © Jazz thing - Martin Laurentius

 

Pianotrio par Excellence

Die CD mit spitzen Fingern anfassend, fürchtet man, daß sich hinter einer Pianotriobesetzung nur wieder eine weitere Gruppe verbirgt, die Standards angeblich "neuartig" eingespielt hat. Aber: "Pastime Paradise" wartet mit vier Eigenkompositionen von Christoph Adams, zweien vom Bassisten Ed Schuller und einem einzigen "Evergreen" von Stevie Wonder auf.

Rundum ein Werk, daß den Hörer mit dem Gefühl aus seinem Sessel aufstehen läßt, gute Musik in sich aufgenommen zu haben, Musik die berührt, aber doch nicht überfordert.......[mehr]

                                             © jazzdimensions2000 - Carina Prange

 

 

Linernotes:

Gewonnene Momente

Beinahe ertrunken wäre ich beim abermaligen Durchhören dieser Musik: eingetaucht und untergetaucht im mitreißenden Strom des Hörbaren. Schnell hatte ich vergessen, mich aufs Atemholen zu besinnen, die Augen zu öffnen und dem Alltag ins Antlitz zu blicken – so innig fand ich mich der Musik überlassen. Nach einer Stunde war die CD zu Ende, und vielleicht war es Glück, dass die Installateure in der Wohnung nebenan irgendwann zu bohr-hämmern begannen; ich musste mich aus dem Hören herausreißen, die nachklingenden Gedanken vertreiben. (Hätten sie jedoch während des Hörens der Musik losgelegt zu klopfen und kratzen, wäre das sehr ernüchternd gewesen, störend, ein Affront gegen die delikate Ton-Szenerie, die meinen Raum durchdrang!)

Mit "Memories of Lost Tomorrows" beginnt der Reigen, lässt man nur die vorgeschlagene Reihenfolge der Songs ablaufen. Die "Memories" beinhalten schon mehrere Nuancen und Stimmungen. Christoph Adams öffnete mein Gemüt damit gleich zu Beginn für alles weitere mit den Anspielungen, den Nachdenklichkeiten seines Intros. Alsbald erschien Ed Schuller vor meinem inneren Auge, dessen Basstöne bedächtig in den Strom der Musik einfließen; sein säuselnder Mund, durch den die vibrierenden Stimmritzen eine Beistimme singend erzeugen, wenn er ein Solo spielt. Anschwellende Becken-Wirbel flammen auf, nicht lange, nicht zu dick auftragen will Ernst Bier; die Mallets werden gleich abgelöst durch kernige Trommelschläge. Einige Dehnungen und Verdichtungen weiter erwächst ein drängender, doch unaufdringlicher Puls: Es swingt – die drei Musiker lassen es sich in der Tat nicht nehmen, dem impressionistischen Klanggeflecht zeitweilig einen eindringlich-einfachen Puls zu unterbreiten. Nein, stilistisch einseitig ist diese Einspielung nicht geraten.

Ich muss gestehen: je länger ich mich dieser Musik widme, desto lieber höre ich sie. Mir vermittelt sich eine Serie an berührenden Stimmungen, denen ich mich gerne ergebe. Manchmal weiß ich nicht mehr, ob ein Stück schon aufgehört hat, das nächste begonnen, oder ob das eine noch andauert. Es ist egal. Es passiert. Die Musik fließt dahin, Gedanken passieren durch das Ertönende, Assoziationen werden angeregt, ausgekostet und verworfen. Chaos? Wenn ja, dann allenfalls eine organisierte, eine sich organisierende Unordnung. Was anderes könnte dabei herauskommen, wenn drei Personen miteinander über ihre Instrumente kommunizieren, die eben dies seit vielen Jahren praktizieren, die sich kennen und miteinander können.

Impressionen des Vergangenen werden gefolgt vom gesungenen Mahn-Werk "Pastime Paradise" Stevie Wonders – "Shame to anyone lives/Living in a pastime paradise" ließ dieser 1976 seinen Song enden. Die Traurigkeit wird beschworen als Mutter der Schönheit. So anmutig sie erscheinen mögen: Christoph Adams Kompositionen können angestaute Emotionen der Verletzung und der Melancholie zum Bersten bringen, die Schwermütigen seien gewarnt vor dieser Musik! Doch die Grenzen der Gefühle fand ich, bei mir selbst, gleichwohl niemals erreicht, niemals durchstoßen. Immer lockte auch die Idee des "Future Paradise", lugte hervor aus der Vergangenheit. "Let's start living our lives/Living for the future paradise/Praise to our lives/Living for the future paradise/..."!
                                                                          Peter Stegmaier


Christoph Adams, Ernst Bier und Ed Schuller sind Fragen-Steller, Nach- und Überdenker, Philosophen ihres Tuns und Lebens. Sie suchen Worte, Wörter, Sinn, und sie finden Musik. Die Buchstaben sollen aber nicht vorenthalten bleiben – bitte, keine Angst vor Assoziationen, keine Angst vor Gedanken. Sie bedeuten kaum ein eigentliches Programm, keine Verpflichtung zur Interpretation, aber sie sind Anteile am Werk dreier sehr persönlich engagierter Künstler; sie sind jeweils Hinweise auf sich selbst. Was sie also zu "Pastime Paradise" aufschlussreich sinnierten, ist dies:

Pastime Paradise
- ein geniales Lied von Stevie Wonder, aber auch etwas, das ensteht, wenn passiert, was Eric Dolphy folgendermaßen umschrieb: "When you hear music ... After it's over, it's gone in the air, you can never capture [it] again!"
                                                                                 Ernst Bier

Pastime Paradise ?
Where The Angel Calls O (who?)
While dancing in an Apeiron dream
Composed of the Memories of Lost Tomorrows
Where even Sadness can be the Mother of Beauty,
because it is all somehow Meant to Be.
The music is the message.
                                                                              Ed Schuller

Pastime Paradise
Die Zeit ist ein flexibles Medium, und nicht etwa eine Konstante, wie wir alle glauben! Sie kann in einer geraden Linie verlaufen, sie kann aber genauso gut in einer Spirale oder in einer Kurve verlaufen oder sich im Kreis drehen. Die Bewegung des Universums gleicht der des Meeres, und auch die Zeit schwimmt in diesem Ozean und gehorcht dem Gesetz seiner Bewegung.
Da wir die Vergangenheit nie wirklich verstanden haben, wussten wir auch nie wirklich, wo wir jemals waren. Und deswegen sind wir jetzt auch noch nicht in der Gegenwart angekommen.
Pastime Paradise erzählt von dieser Problematik, von dem Versuch, diesen Teufelskreis zu durchbrechen und von der Absicht, die Zukunft als Reich der uneingeschränkten Möglichkeiten zu nutzen.
                                                                        Christoph Adams


Das war eine kleine Umfrage in eigener Sache. Nun darf spekuliert werden: was ist Botschaft, was Medium; wer teilt wem etwas mit? Und vor allem: hören, hören, hören!

 
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Diskographie:


Pastime Paradise, 1997

 


Christoph Adams Trio, 1995

 


mail: ernst.bier(at)jazzdrumming.de
 

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