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home / diskographie /Ernst Bier - Sonny Fortune "Live at the A-Trane "

 











deutsch | english

 

Ernst Bier / Matthias Bätzel / Karl Schloz
with Sonny Fortune -  "Live at the A-Trane "

Konnex Records KCD 5174

 
 

Die Begegnung von JAZZ-Musikern auf einer Bühne

birgt immer wieder ein enormes Spannungspotential – vorausgesetzt, alle Beteiligten sind offen füreinander, hören sich gegenseitig aufmerksam zu und haben sich etwas Substantielles zu sagen. Dann und nur dann wird das Publikum Zeuge eines kreativen Prozesses, bei dem ein Austausch von Energie stattfindet und in dessen Verlauf man die Geschichte dieser Musik - des Jazz – erweitert um eine neue Nuance erzählt bekommt. ... [more]

Cover: Mehmet Dedeoglu / Robert Schalinski

Sonny Fortune - Altosax, Flute, Percussion

Karl Schloz- Guitar

Matthias Bätzel - Hammond B3 Organ

Ernst Bier - Drums

 

1. From now on Sonny Fortune   12:34 
2. Waynish Sonny Fortune   12:10
3. Delilah Victor Young   14:23
4. Sunshower Kenny Barron 15:56
5. Hangin out with J.C. Sonny Fortune   14:46

 

Recorded live at the A-Trane in Berlin, Germany July 15th and 16th 2005
Engineer : Uwe Hinkel and Holger Schwark
Mixed and Mastered by Rainer Robben at www.audiocue.de
Photos by Mehmet Dedeoglu
Text : Karl Schloz, Ulf Drechsel
Translation : Marty Cook
Produced by Manfred Schiek

 

 


 

[Band Info hier......]

 

Linernotes

Spannungspotential

Die Begegnung von JAZZ-Musikern auf einer Bühne birgt immer wieder ein enormes Spannungspotential – vorausgesetzt, alle Beteiligten sind offen füreinander, hören sich gegenseitig aufmerksam zu und haben sich etwas Substantielles zu sagen. Dann und nur dann wird das Publikum Zeuge eines kreativen Prozesses, bei dem ein Austausch von Energie stattfindet und in dessen Verlauf man die Geschichte dieser Musik - des Jazz – erweitert um eine neue Nuance erzählt bekommt. Solche Begegnungen können spontan stattfinden oder geplant. Jene, deren Ohrenzeuge die Hörer dieser CD werden, geht zurück auf die Idee von Manfred Schiek, den Chef des Labels Konnex. Im Januar 2005 schlug er vor, Sonny Fortune und Ernst Bier, mit denen er schon jeweils eigene CD-Produktionen realisiert hatte, in einem gemeinsamen Bandprojekt zu vereinen. Der Berliner Drummer kannte den Saxofonisten seit den 80er Jahren, als dieser mit Elvin Jones spielte, dessen Schüler wiederum Ernst Bier zu jener Zeit in New York war. Nach der Offerte von Manfred Schiek folgten ein paar Telefonate und sehr bald standen die Konzerttermine fest: 12. bis 16. Juli 2005 im Berliner Jazzclub A-TRANE.

Ernst Bier hatte seine Triobesetzung schnell gefunden. Mit dem Hammond B3-Organisten Matthias Bätzel und dem Gitarristen Karl Schloz spielt Bier schon seit längerer Zeit in verschiedenen Bands zusammen. Beide haben ihre musikalischen Wurzeln in der modernen Jazztradition, stehen mit ihrer Spielhaltung aber ganz in der Gegenwart. Die Begegnung mit Sonny Fortune war für die drei natürlich eine ganz besondere, denn der 1939 in Philadelphia geborene Fortune gilt als einer der kraftvollsten und virtuosesten Saxophonisten seiner Generation. Mit 18 fand Sonny Fortune zum Jazz, aber "to find out whether or not I had what it takes to be a musician, I had to go to where it was happening – New York" sagt Fortune. Da war er 28. Auf dem Big Apple angekommen, spielte er mit Elvin Jones, Frank Foster und Mongo Santamaria, später mit Leon Thomas und McCoy Tyner. Während der zweieinhalbjährigen Zusammenarbeit mit Tyner schlug Fortune sogar einen Job bei Miles Davis aus. Als der seine Offerte 1974 erneuerte, wurde Fortune sein Mann – nachzuhören auf den Miles Davis-Alben „Big Fun“, „Agartha“, „Pangaea“ und „Get Up With It“.

Sonny Fortune war schon frühzeitig beeindruckt von Charlie Parker und Sonny Rollins. Verehrt, ja beinahe vergöttert hat er bis zum heutigen Tag aber immer nur einen: John Coltrane. Dessen Album „My Favorite Things“ gab Fortune 1959 die Orientierung für den eigenen künstlerischen Weg, auf dem er Trane auch persönlich begegnete."John gave me direction in my life Before I saw and heard him I was going nowhere in a hurry." So beschreibt Sonny Fortune sehr bildhaft Coltranes enormen Einfluss auf ihn. Und dieser ist in der Tat auch in jedem Ton des Live-Mitschnittes aus dem A-TRANE zu hören. Die eruptive Kraft des Tenor-Sounds von Coltrane überträgt Fortune auf das Altsaxofon, wodurch sich gleich seine ersten beiden Eigenkompositionen zu einer unglaublich intensiven Tour de Force aufschwingen. Jeder in der Band wird mitgerissen und gibt seine Energie gleichsam an die anderen weiter. In Victor Young’s Ballade „Delilah“ brilliert Fortune auf der Flöte und strotzt nur so vor Kraft. In Kenny Barron’s „Sunshower“ greift Fortune wieder zum Altsaxofon und auch die Kollegen auf der Bühne sind abermals grandios im Spiel. Und wenn zum Schluss mit „Hanging out with J.C.“ abermals Coltrane Tribut gezollt wird, findet eine künstlerische Berufung ihre Fortsetzung, deren Anfang „My Favorite Things“ war, die ihre Fortsetzung fand mit der Begegnung und kurzen Zusammenarbeit von Coltrane und Fortune, gefolgt von einem Konzert von Elvin Jones und Sonny Fortune in New York am Abend des Todes von Coltrane. 1987/88 dann die Coltrane Legacy Band mit McCoy Tyner, Elvin Jones, Reggie Workman und Sonny Fortune; wiederum 10 Jahre später, 1997, ein John Coltrane gewidmetes Konzert anlässlich des 70. Geburtstages von Elvin Jones und schließlich im Juli 2005 das einwöchige Gastspiel im Berliner A-TRANE. Dass hier nicht versucht wurde, die Besetzung des legendären Coltrane Quartetts mit Piano und Bass zu reanimieren, sondern durch den Einsatz von Hammond-Orgel und Gitarre ein eigener Band-Sound geformt wurde, in den jeder der vier „seine Stimme“ einbringt, macht diese Begegnung im eingangs formulierten Sinne äußerst spannend.

                                                                                      Ulf Drechsel

 

 
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Fotos: jazzimage.de

Ein Blick von der Bühne

Überraschung. Das Unerwartete. Vielleicht sind dies die häufigsten Elemente zwischen dem Interpreten und dem Zuhörer bei einem Jazzkonzert. Die Woche vom 12. bis 16. Juli 2005 in Berlins renommiertem Jazz-Club A-Trane war aus der Sicht aller sicherlich voll davon.

Die Gelegenheit, mit der Jazz-Legende Sonny Fortune zu spielen, war eine mehr als willkommene Überraschung, die von Ernst Bier und Konnex Records Chief Manfred Schiek organisiert wurde. Sonny's aufgezeichnete Geschichte, zum Beispiel mit Miles Davis, Elvin Jones und Kenny Barron, verlieh dem Auftritt genügend Gewicht und die zusätzliche Erwartung, dass dies eine seiner seltenen Live-Aufnahmen sein würde - immer ein riskantes Unterfangen. Außerdem hatte Sonny seit Jahrzehnten nicht mehr mit einem Orgeltrio gearbeitet. Wie würde Sonny auf uns reagieren? Was würden wir spielen? Würden wir die Rolle als Sidemen übernehmen oder wie eine Band spielen?

Als wir uns an einem heißen Sommernachmittag zum ersten Mal im Club zu einer Probe

und einem Soundcheck trafen, war Sonny's Autorität klar und sehr willkommen. Eine klare Sprechweise und eine gute Portion Gelächter gaben den Ton an. Wir spielten Sonny's Kompositionen, die die magische Qualität haben, täuschend vertraut und erfrischend zu klingen, aber, wie ich bezeugen kann, schwierig zu spielen. Knifflige Sachen. Wir würden ein paar ausgesuchte Standards hinzufügen, um "den Ball ins Rollen zu bringen", und zwar für jeden Satz. Nachdem wir die erste Melodie begonnen hatten, war es klar. Sonny wollte, dass wir alle spielen, und er gab uns auf jeden Fall den Raum, dies zu tun. Das Unerwartete? 

Sonny sammelte nach der Probe die gesamte Musik ein und überreichte uns die Melodien,

die er spielen wollte, auf der Bühne. Jeden Abend neues Material, das noch nie zuvor von

uns gespielt wurde.

Die fünf Auftritte in dieser Woche beinhalten die höchste Konzentration und Energie, die man braucht, um solch herausfordernde Musik zu spielen. Die Höhepunkte? Sonnys wirklich originelles Flötenspiel, wie es auf "Delilah" zu hören war, hypnotisierte sowohl das Publikum als auch die Band. Das Spielen des Coltrane-Tributs "Hanging Out with J.C.", mit Bätzels flammender Orgelarbeit und Ernsts unerbittlichem Drive, ganz zu schweigen von Sonnys meisterhaftem Solo, macht dem Titel alle Ehre. Der groovende Latin von "Sunshower" pulsiert mit der Freude, die wir alle hatten. Das Swingen war zügellos, zeitweise am Rande des Unkontrollierbaren. Sonny's straffer und eindringlicher Alto-Sound; Bätzel's schnelle und geschmeidige Linien und sein Hammond-Bass; Ernst's Energie und Groove; die Freiheit, die ich selbst beim Spielen über solch harmonisch interessante Melodien empfand - ein Beweis dafür, dass das Unerwartete eine gute, gute Sache sein kann.

Die letzte Überraschung? Als ich die Aufnahmen Monate später hörte, war es sehr klar. 

Dies ist eine Band. Obwohl ich dort auf der Bühne stand und Gitarre spielte, brachten mir

die unerwarteten Momente und der straffe Klang Freude und Befriedigung. Die Hitze, der Schweiss, die Energie, die Konzentration, das Lächeln und die Überraschung waren für

immer eingefangen.

Halten Sie sich fest. Hören Sie tief hinein. Nimm alles in dich auf. Vielleicht erwarten Sie

nicht, was als nächstes passiert.

                                                                                                                       Karl Schloz

 

Presse

 

Fünf ausgedehnte Kompositionen, die an zwei Abenden im Jahr 2005 live im A-Trane in Berlin aufgenommen wurden, präsentieren den Altisten/Flötisten Sonny Fortune in Begleitung eines gefühlvollen B3-Trios. Fortunes Altstimme ist immer noch brennend, mit einem Ton und einem Stil, der in diesem Kontext sehr gut funktioniert und seine Philly R&B-Wurzeln offenbart. In seiner über vierzigjährigen Karriere und seiner kraftvollen harmonischen Wah-Wah-Technik hat er mit den Besten zusammengearbeitet: dem Trompeter Miles Davis, den Schlagzeugern Elvin Jones und Buddy Rich, dem Pianisten McCoy Tyner und dem Perkussionisten Mongo Santamaria.

Seine deutschen Bandkollegen sind der schwierigen Aufgabe gewachsen, mit Fortune Schritt zu halten, der mit seinen 66 Jahren mit seiner Fähigkeit verblüfft, absolute Geschwindigkeit mit umwerfender Technik zu kombinieren, ohne dabei nachzulassen - bei einer der am stärksten swingenden Sessions des Jahres 2007.

Zwei Fortune-Originale, "From Now On" und "Waynish", bringen die Dinge sofort in Schwung und geben den Ton für einen Abend an, der zum Inbegriff eines Jazzclub-Erlebnisses wird. Zusätzlich zu den Brennern wird ein kleines, aber dankbares Publikum mit einer exquisit exotischen Version von Victor Youngs "Delilah" verwöhnt, in der Fortunes Flöte die verführerische Persönlichkeit der biblischen Zauberin erotisch erkundet.

Ernst Bier ist ein ausdrucksstarker Schlagzeuger, und es scheint, dass er bei der Organisation des Treffens eine große Rolle gespielt hat. Er überlässt Fortune den Vortritt, spielt aber eine wichtige Rolle dabei, die Dinge zu verankern und zu fokussieren. Sowohl Hammond-B3-Organist Matthias Bätzel als auch Gitarrist Karl Schloz beeindrucken mit ihrer Begleitung und ihren Soli, die den Abend zu einer erstklassigen Session machen. Kenny Barrons "Sunshower" erhält eine lateinamerikanisch angehauchte rhythmische Basis, auf der Bätzel kocht und Schloz sich solistisch am wohlsten fühlt und man die Bühne für ein weiteres Feuerwerk der Altstimme von Fortune bereitet. In Anbetracht des Veranstaltungsortes schließen die Stücke passenderweise mit Fortunes Hymne an einen seiner Mentoren, dem intensiv feierlichen "Hangin with J.C.".

                                                                                              Elliott Simon, June 12, 2007

                                                                                             All About Jazz

 


mail: ernst.bier(at)jazzdrumming.de
 

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