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Perry Robinson Trio
"From A to Z"
jazzwerkstatt CD JW85

 
 

Alles im Leben hat zwei Seiten. Mindestens. Der enzyklopädische Titel dieses Albums zum Beispiel erhebt einen Anspruch, der unmöglich einzulösen zu scheint – und bezeichnet gleichzeitig ein unbedingt notwendiges Vorhaben. Für beides gilt ein und dasselbe Argument:

"Perry Robinson ist einer der wichtigsten lebenden Klarinettisten, einer der Wenigen Spieler, die dieses Instrument ins 21ste Jahrhundert führten." (Florence Wetzel: P. Robinson: The Traveller) ... [mehr]

Cover: K.Untiet, B.Göge

 

Perry Robinson - clarinet

Ed Schuller - bass

Ernst Bier - drums, percussion

 

1. Sooner Then Before E. Schuller     5:07  
2. Loose Nuts G.Robinson     5:13
3. Unisphere P.Robinson     4:18
4. Funky Giora P.Robinson   5:53
5. Joe Hill E.Robinson     6:04
6. Switchbacks G.Robinson   7:45
7. A.K.A. Snake E. Schuller     5:52
8. Mountain Soup P.Robinson     6:53
9. From A to Z E. Schuller     5:30

 

Recorded at Fattoria Musica November 25, 2008

Recorded by Stephan van Wylick -www.fattoriamusica.de

Mixed and Mastered by Stefan Weeke

Executive Producer: Uli Blobel

Photos by Dominik Heer

Artwork: K.Untiet, B.Göge

Ernst Bier plays Pommerenke Drums - www.schlagzeugbetreuung.de

 

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Linernotes

 

Perry Robinson Trio - From A To Z

Alles im Leben hat zwei Seiten. Mindestens. Der enzyklopädische Titel dieses Albums zum Beispiel erhebt einen Anspruch, der unmöglich einzulösen zu scheint – und bezeichnet gleichzeitig ein unbedingt notwendiges Vorhaben. Für beides gilt ein und dasselbe Argument: "Perry Robinson ist einer der wichtigsten lebenden Klarinettisten, einer der Wenigen Spieler, die dieses Instrument ins 21ste Jahrhundert führten." (Florence Wetzel: Perry Robinson: The Traveller)

Seit seinem Debüt Funk Dumpling 1962 (mit Kenny Barron – p, Henry Grimes – b und Paul Motian – dr) veröffentlichte Robinson nur zwei handvoll Alben unter eigenem Namen, seine Diskografie zählt noch rund vierzig Aufnahmen dazu, für so unterschiedliche Leader wie Archie Shepp und Dave Brubeck, als Mitglied in Charlie Hadens Liberation Music Orchestra, Gunter Hampels Galaxie Dream Band, mit der Licorice Factory, seiner Band, die bis zu sieben Klarinetten aller Art umfasste, mit Klezmokum - und nicht zuletzt als Studiomusiker für Pete Seeger und Allen Ginsberg. Schon dieser höchst unvollständige Auszug aus der A-Z-Auflistung sprengt den gegebenen Rahmen und hilft dennoch kaum, Perry Robinsons weiten Horizont zu beschreiben. Die gute Nachricht: in seiner Musik ist all dies aufgehoben.

"Schon immer hast Du alle Dinge in deiner ganzen Welt selbst erschaffen. Du liebst es, zu spielen, du liebst es, zu kämpfen und am meisten liebst Du, Altes, Verbrauchtes zu zerreißen und daraus etwas Neues zu machen. Und noch mehr liebst Du, völlig zerstörte Reste zu nehmen und daraus etwas zu schaffen." Perry Robinson war sieben Jahre alt, als er diesen ermutigenden Brief erhielt - von Woody Guthrie, einem Freund seines Vaters. Zu Perrys frühen Kindheitserinnerungen gehören Besuche in den Filmstudios von Hollywood (Earl Robinson arbeitete dort als Filmkomponist), aber auch Ausflüge zu bestreikten Fabriken, wo die Familie sich unter die Demonstranten mischte. Joe Hill betrachtet Robinson wie einen älteren Bruder. Sein Vater komponierte den zentralen Song der amerikanischen Arbeiterbewegung schon zwei Jahre vor Perrys Geburt.

Schon viel ist über die Ausdruckskraft der Klarinette, ihre klangliche Ähnlichkeit zur menschlichen Stimme geschrieben worden, eine Qualität, die sie gleichsam als Hauptinstrument des frühen Jazz wie auch der ausgelassenen Musik der Klezmorim prädestinierte (bevor das voluminösere Saxofon sich in beiden Genres durchsetzte). Und natürlich gehört der Klezmer, wie der Jazz und der Folk zu den Quellen, aus denen Perry Robinson seine musikalische Inspiration schöpft. Zu diesen Quellen zählt er auch die klassische Avantgarde, deren Protagonisten ja in den Jahren seiner kalifornischen Kindheit ebenfalls an die Westküste der USA exiliert waren. "So früh Schönberg zu hören, war wichtig für meine spätere freie Musik" berichtet Robinson "Mein erster Klarinettenlehrer spielte Schönberg, er nahm es auf und gab es meinem Vater. Ich hab das förmlich verschlungen."

"Die Klarinette ist ein wundervolles Instrument und ich bin stolz auf den Beitrag, den schwarze Amerikaner bei der vielseitigen Entwicklung ihres Klangs geleistet haben. Perry Robinson (der übrigens kein Schwarzer ist) zählt zu meinen Lieblings-Klarinettisten, seit ich ihn 1962 beim World Youth Festival erstmals hörte. Seine unschätzbaren Fähigkeiten inspirierten mich dazu, ihn zu den Aufnahmen einzuladen – und auch einige sehr alte Aufnahmen des Duke [Ellington], auf denen Barney Bigard erscheint." (Archie Shepp: Liner Notes zu Mama Too Tight, 1966)

Perry Robinson ist ein Musician´s Musician. Seit über einem halben Jahrhundert gehört er zu den produktivsten Protagonisten der Jazzszene, nach wie vor ist seine Kreativität international gefragt. Wenn sein Name einem breiten Publikum weniger geläufig ist, als beispielsweise die seiner Kollegen und Wegbegleiter Ornette Coleman oder Carla Bley mag das daran liegen, dass sein Instrument, die Klarinette, gemeinhin mit der Blütezeit des King of Swing - Benny Goodman - assoziiert wird. Doch Robinsons Wurzeln reichen viel tiefer, bis hinab in Folk und Blues, ins Grundwasser der amerikanischen Musik, weit vor allen Spaltungen in Oldtime und Avantgarde, schwarz und weiß. Aus dieser Basis ist in Jahrzehnten ein mächtiger Stamm erwachsen, gipfelnd in einer breit aufgefächerten Krone. Mit anderen Worten: Perry Robinson erzählt lebendige Geschichten. In der umfassendsten aller Sprachen: Musik. From A to Z.

Gleiches gilt für seine Kollegen im Perry Robinson Trio. Ed Schuller, der Bass, Musiktheorie und auch Klarinette studierte, und Ernst Bier, dieser im Wortsinn einfühlsame Schlagzeuger, sind schon seit 1984 Robinsons Partner im angeregten (und anregenden) Gespräch. „Am meisten hat mich Perrys Aura und Umgang beeinflusst“ fasst Schuller zusammen. „Wir sprechen über alles Mögliche, von der String Theorie zur philosophischen Bedeutung Gottes. Mit solchen Leuten zu tun zu haben, hält die Säfte im Fluss. Perry weckt die natürliche Kreativität in Dir. Nicht, indem er Dich zu irgendetwas zwingt - einfach nur, indem er da ist. Wenn man an die Legende von König Artus denkt, wäre Perry der Zauberer Merlin. Der hatte alle Macht, aber blieb immer im Hintergrund. Er focht keine Kriege, er kam nur ab und zu vorbei und tat etwas. So ist Perry: Er führt nicht die Männer in die Schlacht, aber er ist da – und die Dinge entwickeln sich in seinem Sinn.“

                                                                           Tobias Richtsteig

 

 

Presse

JazzTimes April 2011 by Lloyd Sachs


Even by clarinet standards, Perry Robinson’s From A to Z is one of the airiest of albums, a set defined by the leader’s unerringly light touch and surpassing sense of spatiality within the confines of his excellent longstanding trio with bassist Ed Schuller and drummer Ernst Bier. There’s an organic, Zen-like quality to the music, whether it takes the form of the nimble, Ornette-ish melody of “Sooner Than Before”; the playful, refracted klezmer of “Funky Giora”; or the paradoxically mournful and hopeful tones of the title track.
A cult hero who has flown under the radar of popular recognition for five decades, Robinson is valued by critics and aficionados as a supreme stylist, and is recognized as an innovator who helped introduce modern jazz to his instrument; he effectively paved the way for edgy reedists like Don Byron and Ben Goldberg. As revealed by a spooky rendition of “Joe Hill,” a labor anthem written by his film composer father Earl Robinson, his playing is also informed by modern folk. (Robinson once played with Pete Seeger and Allen Ginsberg.)
Robinson’s performance on From A to Z is more contained than his fabulous turn a decade ago on the William Parker Clarinet Trio’s Bob’s Pink Cadillac. But both albums are lifted by his deep internal gaze and ability to make each note count. Schuller’s self-accompanying vocalizations here are not for everyone’s taste, but the album overcomes them with its ingenuity and radiant warmth.

 

JAZZIZ Spring2011 by Ed Hazell


It's clear from Ernst Bier's drum introduction to “Sooner Then Before," with its bouncing beat and percolating accents, that listeners are in for a joyful time with Perry Robinson's trio. The veteran clarinetist, one of the most benign and idiosyncratic voices to emerge from the cauldron of '60s free jazz, is full of gentle quirks and sly ideas. He plays with a chamois-soft tone and sticks to the middle register, producing solos that are more insinuating than assaulting. And his grasp of folk and blues music solidly grounds his freer moments.
Nevertheless, Robinson is full of surprises. On “Loose Nuts," laughing phrases and gentle taunts punctuate longer burbling lines. On the klezmer-inflected “Funky Giora," his irregular phrases bolt over the bar lines one instant, then pull up short to form little tickling licks. “Joe Hill" features some eerie deconstruction of the familiar folk melody before swinging into an affirmative melodic solo that displays Robinson's affection for the idiom. Turns out Woody Guthrie was a friend of the clarinetist's father, film composer Earl Robinson, who wrote “Joe Hill" as a workers' anthem in the 1930s.
Bassist Ed Schuller has been collaborating with Robinson for more than 25 years and shares solo space equally with the trio's nominal leader. Perfectly attuned to Robinson's distinctive approach, Schuller embodies both its lyricism and freedom. Bier, another colleague of more than two decades, is a supportive accompanist who helps the music breathe and swing without an undue amount of clutter. A delightful trip from beginning to end.

 

The Guardian, July 2010 by John Fordham

Some recordings are so unabashedly about the idiosyncrasies of the improvisers, specific references and the simplicity of the session that it's hard to see anyone but the faithful getting the point. This set, featuring clarinettist Perry Robinson (one of the few modern-jazz practitioners of his instrument) might suggest that at first. Yet Robinson is a broadminded performer with klezmer and folk music associations (he's also worked with Pete Seeger), whose work is remarkably accessible. Bassist Ed Schuller's Sooner Than Before has much of Ornette Coleman's stop-start mischievousness and eruptions of boiling swing (Schuller also sings in his bass solos, but it's very musical and irritation-free). There's a delicious exercise in clarinet tone-control of a bass drone on Funky Giora (which starts with a purr but eventually develops a klezmer bounce). A song about the early 20th-century labour activist Joe Hill starts improv-abstract and turns into something close to a New Orleans strut. It all feels as if you are eavesdropping on three musicians having a whale of a time doing what they do best.

 

 

 

 
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diskographie:

 

From A to Z - 2010

 

Children's Song - 2005

 

Still traveling - 2003

 

Angelology - 1997

 

Call To The Stars - 1990

 

Nightmare Island - 1988

 

 

 


mail: ernst.bier@jazzdrumming.de
 

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