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Neue CD
Was die Presse sagt:Der in Berlin lebende Ignaz Schick begann als Saxophonist, wechselte aber zu Beginn dieses Jahrhunderts zu Elektronik und Klangkunst. Seitdem hat er mit allen möglichen Leuten Musik gemacht, von Charlemagne Palestine bis Harri Sjöström. Indem er seine Vorherrschaft in verschiedene Richtungen ausweitet, hat er seinen Plattenspieler und Sampler in Gruppen wie auf Hawking Extended eingebettet und unerwartet Saxophonklänge hinzugefügt. Als Trio mit dem Schlagzeuger Ernst Bier und dem Gitarristen Gunnar Geisse fügen sich die 10 Tracks auf Hawking Extended leicht zu einer kohärenten Suite zusammen. Das bedeutet auch, dass jeder der deutschen Experimentatoren sich mit Wellenform-Augmentierung auskennt und die Texturen der akustischen Instrumente mit oszillierendem Input verfeinert. Die meisten Tracks enthalten daher summende Pulse als ständige Unterströmung. Das Ergebnis ist, dass in den Sequenzen knisternde Klangfarben, vergrößerte leere Plattenspielerkratzer, sich drehende Pfeifen, unter Druck stehende orgelähnliche Tremolos und geflanschte Orchestersamples ebenso zu finden sind wie die wellenartigen Texturen, die von Geisses Laptop-Gitarre, Biers intermittierenden Perkussionsschlägen und Backbeats sowie Schicks Rohrblattschnarren und Altissimo-Flutern beigesteuert werden. Expositionen auf Stücken wie "Laws of For" offenbaren einen plötzlichen Klangaufschwung, wenn markant geformte Schlagzeugklänge und Gitarrensaitenklirren unter Turntable-Synthese und sich ständig aufblähende Spannungsschwankungen subsumiert werden. Andernorts, wie bei "Neither Picture Nor Frame", werden die oszillierenden Texturen aus einzelnen Saxophonschlägen und fragmentierten Split-Tönen von Drum-Slaps begleitet, so dass die Phantom-Red-Glissandi im Unisono vorwärtsdrängen, unterstützt von Stop-Time-Beats und maschinell erzeugten Piano-Clips. Während sich die Gruppenarchitektur manchmal zu Free Jazz-Raserei steigert, wird diese Definition ebenso wie die der rein elektronischen Schnittstelle durch das Geben und Nehmen zwischen den beiden Genres erschwert. Ausgedehnte Schaustücke wie "The Large Scale" und "No Boundary Proposal" bieten eine polyphone Erzählung. Bei letzterem beispielsweise wird eine Erzählung, die durch martialische Musiksamples und einen Schlagzeugbeat, der ein Click-Track sein könnte, eingeleitet wird, bald erschüttert, beschleunigt und so fragmentiert, dass weder Samples noch akustisches Schlagzeugspiel in den Vordergrund treten. In "The Large Scale" sind es die ruckelnden Saxophonschläge und Drum-Crashs, die zum Kontinuum werden, während sich die Synthesizer-Texturen im Vordergrund verfestigen und die Exposition fast klaustrophobisch machen. Es sind jedoch die horizontalen Rohrblattausdrücke, die die lineare Qualität des Stücks bewahren, bis es in einen ausgedehnten Drone übergeht. Die CD zeigt Schicks einfühlsame Fähigkeit, seine bevorzugten Maschinentexturen an eine elektronische oder akustische Umgebung anzupassen. Der Schlüssel zur Einheit ist die richtige Balance, damit keine Textur überwiegt. Ken Waxman - JW JazzWord 29. Mai 2024 Ignaz Schick und Schlagzeuger Ernst Bier kommen für Hawking wieder zusammen, nachdem sie fast ein Jahrzehnt lang als Duo aufgetreten sind. Bei dieser 2018 aufgenommenen Session kommen Gunnar Geisse an der Laptop-Gitarre und virtuellen Instrumenten hinzu. Das Trio wechselt zwischen akustischem und elektrischem Spiel, wobei es weder das eine noch das andere bevorzugt. Das lenkt die Aufmerksamkeit einfach auf ihre innovativen Bemühungen. "Neither Picture nor Frame" und "System of Units" folgen tosenden, berauschten Pfaden, wobei Schicks quäkendes Altsaxophon über kaskadierende Drums und (virtuelles?) Klavier stolpert. Im Gegensatz dazu ist "No Boundary Proposal" eine cineastische, elektrische Feldaufnahme, vergleichbar mit einem Bernard Herrmann Soundtrack zu einem Film von Alfred Hitchcock. Bier, Geisse und Schick kombinieren das Elektrische mit dem Akustischen in "Laws Of Form", wo selbstfahrende Maschinensounds von geschäftigen Beats angetrieben werden und eine Insektenkolonie von Klängen bilden. Die kreative Mischung steht im Mittelpunkt, wobei sich das Trio nie mit einem Stil oder einer Richtung zufriedengibt Mark Corroto , AllAboutJazz 11. März 2024 Experimentelles Musikalbum aus Deutschland, aufgenommen mit Ernst Bier am Schlagzeug und Ignaz Schick am Saxophon aus Berlin, und Gunnar Geisse, Gitarrist und Elektroniker aus München..Ignaz Schick ist ein Saxophonist, der bei Don Cherry studiert hat, und auch ein experimenteller Musiker ist, der mit Turntables und Elektronik spielt. Das Album ist ein Album schockierender elektronischer Musik, in dem die akustischen Klänge von Saxophon, Gitarre und Schlagzeug in elektronischen Instrumenten wie Wave-Drums, Elektronik, Turntables usw. reflektiert werden, wodurch eine mitreißende elektronische Musik entsteht. Es ist wie ein akustischer Science-Fiction-Film, der mit Worten nicht zu beschreiben ist. Masayuki Koito, The Walker's Vol.75, Seite 13 Japan Hawking Extended ist ein neues, zehn Titel umfassendes Album des äußerst kreativen deutschen Turntablelist und Saxophonisten Ignaz Schick. Für das Album hat er sich mit zwei anderen Namen aus der deutschen Jazz- und Improvisationsszene zusammengetan: dem Gitarristen Gunnar Geisse und dem Schlagzeuger Ernst Bier. Und Junge, es ist eine weitere dichte, sprunghafte und oft verrückte Veröffentlichung, die wohl im Jazz/Improvisations- bereich angesiedelt ist, aber in Wirklichkeit viel mehr zu bieten hat. Die CD wird in einer einfachen, aber eindrucksvollen dreiteiligen Papphülle präsentiert, die weiße Texte vor einem leuchtend orangefarbenen Hintergrund enthält. Das Album ist auf Schicks eigenem Zarek-Label erschienen und kann direkt hier erworben werden. Das Album wurde von den dreien gemeinsam komponiert/improvisiert und an zwei Tagen im Mai 2018 aufgenommen, alles in Echtzeit und ohne Overdubs. Die Besetzung war - Ignaz Schick - Altsaxophon, Turntables, Sampler. Gunnar Geisse - Laptop-Gitarre, virtuelle Instrumente, und Ernst Bier - Schlagzeug, Wave Drum, Elektronik. Den Anfang macht "Flat Earth", das klagende und eindringliche östliche Gesänge, Tip-Taps bis hin zu klingender und kaskadierender Percussions, kantige Klaviertasten und rauchige bis feurige Bläsersätze zusammenbringt. Im vierten Stück "Music With The Letter X" finden wir eine Mischung aus grüblerischem und dramatischem Soundtrack-Fluss, umrandet von schwankender und wässriger Percussion, leidenschaftlichem Bläserspiel und abstrakten Midi-Texturen. In der zweiten Hälfte des Albums hören wir "Neither Picture Nor Frame" mit seinen zerschnittenen Klaviertasten, die aus allen Winkeln kommen, und manischen Bläsersätzen - ein Stück, das sowohl wunderbar chaotisch als auch frech verspielt ist. Das Stück "The Darkening" fängt ganz leise an - mit einem Off-Beat-Percussion-'n'-Bass-Impuls, in den die Bläser und der sekundäre Bass langsam hineindriften. Dazu gibt es trällernde Elektronik und entfernte, beschleunigte Turntable-Elemente. Das Album endet mit "System Of Units", das mit krachenden Percussions, ausschweifender bis pfeifender Bläserarbeit, zerfahrener Elektro-Muzak und sich drehenden bis brummenden elektronischen Sub-Tönen aufwartet. Hawking Extended ist wirklich ein wunderbar manisches und oft völlig überwältigendes Erlebnis. Doch durch all die Schichten und das Chaos hindurch gibt es immer wieder lohnende Details zu entdecken - was es zu einem Vergnügen macht, es immer wieder zu hören. Roger Batty, Musique Machine 18.11.2023 Bewertung: 4 von 5 The New York City Jazz Record Dez. 2023 Drones, dunkel brummende Kavernen, Blitze aus Saxophon, Schlagzeug und (Laptop-)Gitarre zucken auf,tanzen ekstatisch auf gelooptem Untergrund, peitschen einander voran. Drei exzessiv Energie verschleudernde Free-Haudegen veranstalten das buchstäbliche Klanggewitter und legen improvisierend Layer auf Layer, rhythmisch gefüttert durch Sample-Sequenzen und Ernst Biers schwelgerisches Schlagzeug. Klare Zuordnungen von Klang zu Instrument entstehen nur streckenweise - Geisses digitalisierte Gitarre als Sample-Gun. Schick an präparierten Plattenspielern und Sampler sowie Bier mit wie auch immer gearteten Electronics treiben ein buntes Spiel mit orchestralen Schnipseln, Sounds aus dem echten Leben und solistischer dramaturgischer Weiterführung vor allem durchs Altsaxophon. Drama, Baby! Wir werden in unheilschwangere Stimmungen entführt, ducken uns vor Laserkanonen und stolpern über Drum 'n' Bass -Artefakte, die von Schwärmen an Violinen auf Koks verscheucht werden. Es brodelt, bebt, blubbert, ungeahnte Energiequellen lösen das Heizproblem des kommenden Winters. Das wird durchaus mal sinfonisch (»No Boundary Proposal «), um kurzerhand von einer kantigen Jazz-Impro irgendwo knapp unter der Wolke, auf der Ornette und Ayler wohl sitzen, abgelöst zu werden (»Neither Picture Nor Frame«). Improvisationen rauschen heran, die sich mehr wie drei Instrumente anhören und doch wieder nicht, wenn Gunnar Geisse vielerlei Instrumente durch den Digi-Fleischwolf dreht. Herrlich! Dann wieder rein elektronische Spektrum-Gebirge, kurz, heftig (»The Truth Function«), gefolgt von introspektivem Kneten melancholischer Befindlichkeit. Und immer wieder Schicks Altsaxophon im leicht widerborstigen Klagemodus über geräuschhaften Nadelstichen aus der Sample-Klampfe, zu Drum- Mantren, Jazz: Hier ganz weit vorne. The future is now, sozusagen. Werner Siebert, Jazz Podium 10 -11.2023 Hawking Extended bringt Schick am Altsaxophon, an den Turntables und am Sampler mit dem Berliner Jazz-Schlagzeuger Ernst Bier zusammen, der mit Schick seit 2013 im Hawking-Duo spielt und hier Wave-Drum und Elektronik hinzufügt, mit dem Münchner Gitarristen und Live-Elektronik-Spieler Gunnar Geisse, der an der Laptop-Gitarre mit virtuellen Instrumenten spielt. Das Trio wurde im Mai 2018 im Bonello Studio Berlin aufgenommen, ein Jahr nach dem ersten Konzert des Trios. Diese eigenwilligen Musiker spiegeln sich in der Spannung ihres akustischen Settings aus Altsaxophon, elektrischer Laptop-Gitarre und Schlagzeug mit den elektronischen und bearbeiteten Schichten von Wave-Drum, Laptop und Turntables und werden von ihnen gespeist. Dieses einzigartige Setting zwingt Schick, Bier und Geisse dazu, Risiken einzugehen, tief in ein unvorhersehbares und kryptisches Zusammenspiel einzutauchen und höchst eklektische und obskure Klangtexturen, Collagen und Kollisionen zu entwerfen, die gelegentlich tabuisierte Kitsch- oder außerirdische Cartoon-Musik berühren und mit allem kokettieren, von poetischem und kathartischem Free Jazz bis hin zu cineastisch-nachträumerischer Sci-Fi Atmosphäre. Eines der Stücke trägt den Titel "No Boundary Proposal" und dieser Titel fängt die Essenz von Hawking Extended ein: schräg, provokant, aber absolut fesselnd, sowie die Ästhetik von Schicks Arbeit. Eyal Hareuveni, The Free Jazz Collective, September 29, 2023
Für den Drummer ERNST BIER sprechen z. B. „Helter Skelter – Beatles Forever“ mit Joe Sachse, „Grasgeflüster Phonector“ als DrumBone mit Günter Heinz, sein Spiel im Perry Robinson Trio. Mit Jg. 1951 ein alter Hase, bildet er mit IGNAZ SCHICK das live-elektronische Duo Hawking. Mit noch GUNNAR GEISSE und seiner Laptop Guitar, wohlbekannt durch München Neus und das MUC_ChamberArtTrio mit Udo Schindler, ergab das im Mai 2018 im Bonello Studio Berlin Hawking Extended (ZAREK23). Im elektroakustischen Zusammenklang von Drums, Wave Drum & Electronics, Gitarre & Virtual Instruments, Turntables, Sampler & Altosax. Selbstironisch bespötteln sie die Freiheit, die sie sich nehmen, mit 'Music with the Letter X' und 'Neither Picture nor Frame'. Die 'Laws of Form' nehmen sie, so wie sie sich finden. Schick jazzt, aber woher rührt der merkwürdige Ethnogesang? Der Sampler hat hier einen virtuellen Komplizen, so dass hier außer dem Bier ist Bier und Sax ist Sax vieles umeinandergeistert und durcheinanderschwimmt, stottrig zerrüttet und schnurrig bedröhnt, verliebt in Noise jeglicher Couleur. Auch Bier kassiert Abwrackprämien, klanglich gibt es massiv auf die Nuss, mit rauer Feuerspuckerei, molekularbewegter Orchestralität, digital und auf Draht. Ich mag's, wenn Geisse seine weiße Rauschgoldmähne über die ganze Skalenbreite schüttelt. Als kurze Geschichte der Zeit in 64 abwechslungsprallen Minuten wird einem da Schöpfung fast aus dem Nichts um die Ohren geblasen, in Streichorchesterfetzen, als Vinylnoise in kritzeligen Loops, als Groove vom andern Stern. Als rasanter Jazz mit wie von Kater Murr getatztem Phantompiano, die Rhythmik krumm und krümmer. Samplestimmen, die Sinn und Verstand spotten, werden zerschlurcht und als trollig demaskiert. Dass so viele sich dennoch dumm babbeln lassen, macht trübsinnig und ist zum Rappelkriegen ('The Darkening'). Trotzdem plädieren sie nicht bierernst für Law & Order, sondern zerpritzeln, betüpfeln, umzirpen Law mit List, Laune, Liberté. Und jazzen nochmal freischnauze mit hohem Ausschlag auf Ornette Colemans Prime Time-Skala. Rigobert Dittmann, Bad Alchemy Magazin [BA 120 rbd]
Es war 2009, als ich Ignaz Schick kennenlernte, einen Saxophonisten und Multiinstrumentalisten aus Berlin, der damals auch im legendären Laden Staalplaat arbeitete und den ich in Lugano an einem großartigen Abend zusammen mit Andrea Belfi und Manuel Mota spielen konnte. Er ist auch als Diskograph für das Label Zarek und die Zangi Studios tätig und meldet sich in diesen ersten Julitagen mit drei neuen Veröffentlichungen zurück. Beginnen wir also, ohne uns in Geplauder zu verlieren, mit Hawking Extended, der Fortführung eines 2013 zusammen mit dem Perkussionisten Ernst Bier gegründeten Duos, das in dieser Session durch die Anwesenheit von Gunnar Geisse an der Laptop-Gitarre und virtuellen Instrumenten bereichert wird. Auch aktiv mit Zarek Brands und den Zangi Studios, ist er in diesen Tagen mit Pomp und mit drei neuen Veröffentlichungen in diesen ersten Juli-Tagen. Beginnen wir also ohne uns in Geschwätzigkeit zu verlieren, mit dieser Hawking Extended, der Fortführung eines Duos, das 2013 zusammen mit dem Perkussionisten Ernst Bier entstand und in dieser in dieser Session durch die Anwesenheit von Gunnar Geisse, der an der Laptop-Gitarre und virtuellen Instrumenten. Die Autoren des ersten Trio-Konzerts 2017 treffen sie sich ein Jahr später erneut im Studio, um eine Spannung zwischen akustischer und elektronischer Instrumentierung zu erzeugen, um dann Vereinigungen zwischen den synkopierten Idiomen beider Instrumente zu erzwingen. Es ist einfache zu hören als zu beschreiben, mit einer Mischung aus Free-Jazz, konkreter Musikkonkreter Musik und bleiernen Klangmänteln, die Stürme versprechen. Manchmal wirkt Ernst Bier wie der Steuermann eines Schiffes im Sturm, mit zertrümmerten Tonleitern und stimmungsvollem Dröhnen und Puffen. Auf diesem Schiff kann man sich eine mit Brokatvorhängen geschmückte Bühne vorstellen, die buchstäblich auseinanderfällt, während die Band weiterspielt, während alles untergeht: Das Orchester der Titanic scheint nicht weit entfernt zu sein, wenn man den flüchtigen elegischen Ton des Finales von The Large Scale bedenkt. Die Musik des Trios befindet sich in einem ständigen Ungleichgewicht, jagt sich selbst dynamisch und wellenförmig und bringt die Fähigkeit mit sich, uns beklemmende, dramatische, lebendige Bilder durch Klang zu erzählen. In No Boundary Proposal ist die Elektronik deutlicher wahrnehmbar, fast so, als hätte man einen zeitgenössischen Filter auf eine gewagte Partitur konkreter Musik aus den späten 1940er Jahren gelegt. Pulsieren, Plätschern, Knirschen, Sirenen in der Ferne, Welten, die zwischen verschiedenen Epochen aufeinanderprallen. Auf der Reise des Trios werden auch verschiedene Szenarien vorgestellt, wobei die grundlegende Rauheit beibehalten wird: Es gibt sanftere, musikalischere Tracks wie Neither Picture No Frame und andere, eindringlichere Tracks, die fast zum Erschrecken neigen, wie The Truth Function, das keine Ruhe findet und zwischen seinen Kreislaufverbiegungen und betörenden, belästigenden Spikes widerhallt. Ein The Darkening cooler Jazz, der fast wie ein Kontrast wirkt, so offen und gefühlvoll. Aber der Kampf ist nicht vorbei und wird nicht enden, inmitten von kontrastreichen Rhythmen, die so reich sind, dass sie zwischen einem Ohr und dem anderen flackern, bis sie uns angenehm belebt zurücklassen Sodapop, Vasco Viviani 09/2023
Schon einmal vom Brummen einer Wespe oder, noch schlimmer, vom Summen einer Mücke geweckt worden? Ignaz Schick, Gunnar Geisse und Ernst Bier lassen die Alpträume (ja, der Rezensent leidet genau unter diesen beschriebenen) wahr werden. Und das schon zu Beginn mit den ersten Tönen. Flat Earth heißt das Stück, und wäre die Erde tatsächlich flach, wäre das Szenario vermutlich noch bedrohlicher. Wohin mit seinen Ängsten? Stephen Hawking steht Pate für dieses brodelnde Gebräu aus Soundscapes, Noise-Fetzen und Freejazz-Attacken. Ein Gemisch, das durchaus orchestral anmutet und auch den Willen zum Bombast nicht verleugnen kann. The Large Scale ist das beste Beispiel dafür. Eine Wall of Sound tut sich auf, treibende Drums und jede Menge Gedöns im positiven Sinne. Saxofon Töne von Schick selbst, einmal melodisch, dann spaltend, durchschneiden das Chaos, ehe es sich in einem bedrohlichen Grundbrummen auflöst. Ligeti hätte wohl seine Freude daran gehabt. Und das Beste: Es geht immer so weiter. Bloß: Wer ist der Dirigent bei diesem „System of Units“? Und: Hat er einen Masterplan? Hawking hat die Menschheit bekanntlich aufgefordert, die Erde innerhalb der kommenden hundert Jahre zu verlassen. Vorher sollte man aber jede Menge Musik hören, diese zum Beispiel. Wer weiß, ob anderswo Raum und Zeit dafür bleiben. Holger Pauler, freiStil – Magazin für Musik und Umgebung,Okt. 2023
Einstürzende KlangbautenErnst Bier, Ignaz Schick und Gunnar Geisse ließen ihre Improvisationen springen, lärmen, verklingen, machten aus ihren Instrumenten Tonerkundungsmaschinen – ein außergewöhnliches Konzert im Cafe Ton in Fabrikschleichach. Als „Hawking Extended“ lassen Ernst Bier, Ignaz Schick und Gunnar Geisse Hörgewohnheiten explodieren. Ihre freien Improvisationen folgen keinem Modetrend, sie kreieren ihre eigene Sprache – grandios. Zugegeben, freie Improvisation ist nicht jedermanns Sache aber die, die freie Tongebilde ertragen, ja lieben, erleben mit „Hawking Extended“ ein Trio, das genüsslich an die Grenzen geht. Ein Dreigestirn, bei dem jeder Einzelne seine instrumentale Identität entfaltet. Eigene Tonsprache Ernst Bier, Ignaz Schick und Gunnar Geisse offenbaren eine ganz neue Tonsprache, ganz neue Strukturen, gerade keiner Mode unterworfen, authentisch, eigensinnig, detailverliebt, hartkantig. „Hawking Extended“ verwebt sich, schwebt harmonisch, alle scheinbar selbstvergessen und doch in ihrem Selbst so ganz da. Sie malen ihre Dystopie von der Welt, steigern sich in eine Kakophonie der Töne und lassen für Gedanken und Bilder einen orchestralen Kino-Raum entstehen. Bei so einem Jazz erholt man sich nicht, solche Jazzimprovisationen sind für die gemacht, die wach sind und wach bleiben wollen. Die Tongebilde beschreiben Ärger, Krieg, Wildheit, Vielfalt, vielleicht einfach auch nur unseren Alltag, unsere gesellschaftliche Wirklichkeit und sie lassen einen Hauch von Vision erahnen, Science-Fiction, nicht modisch und unterhaltsam: anders. Brigitte Krause - Donnerstag 4. August 2022 Fränkischer Tag
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